CONVIVUM POETICUM

Inhaltsverzeichnis dieser Seite

1) Die Jungfrau und das Drachentier (von der Dame Heather)

2) Von den Mannen und den Minnen (von der Dame Heather)

3) Die Rache des Karlmann von Sint (von der Dame Heather)

4) König Ritus (von der Dame Loreena)

Die Jungfrau und das Drachentier

Durch Burg Caer Phylls heilige Hallen
Dringt düstre Kund eines Vasallen,
Den Burgfried eilt das arg Gerücht:
Unwesen treibt ein Bösewicht

Gar aufgebracht durch laut Geschrei
Folgt Ritterschar geschwind herbei,
Und horcht wie`s ziemlich sich gebühret,
Denn eine Jungfrau ward entführet

Gen Mitternacht, ward es geheißen,
Hat man gewagt sie fortzureissen
Die edle Berthild, so das Wort,
Ward schier verschleppt zum Drachenhort

Ulrich, der Herr vom Land Jochgrim
Hebt wutentbrannt die seinge Stimm:
„Weibesraub im Drachenbrukker Land...
Bei den Göttern - das ist eine Schand!“

So wappnen sich der tapfren Recken,
Wollen den Schurken niederstrecken,
Welch sich erkühnt in finstrer Nacht
Herauszufordern diese Schlacht

Mit Fackeln ziehn sie von dannen
Wohlgerüstet, vierzig Mannen
Schreiten dahin, den Kampf zu wagen
Auch Herr vom Loe, der schöne Hagen

Doch in der Schlucht, das Ungeheuer,
Verteidigt sich - spuckt Glut und Feuer
Der Drache ist recht mies gestimmt
Weil er Bedrohung wahre nimmt

Und in des Lindwurms grausig Maul,
Inmitten Zähnen, spitz und faul
Ragen Gebein und menschlich Knochen
Aus längst vergessenen Epochen...

Bange durch des Anblicks derben Schreck
Rennt so manch ein Krieger schreiend weg
Auch Leonard von Leichenstein
Will nur recht ungern Leiche sein...


„Los! Rücken wir ihm auf den Pelz“
Brüllt Helior von Stolzenfels
„Es fleht die Maid, geschnürt am Pfahle
Um Rettung vor des Drachen Mahle!“

Bereit, die Dame zu erretten
Von der Echse Opferstätten
Stürmt Fergus, Herr von Drachenmoor
Mit feil gezücktem Schwert hervor

Er hofft - mit gezieltem Hiebe,
Dass dem Vieh die Luft weg bliebe
Doch nur ein grollend tiefes Lachen
Dringt aus des Untier heißem Rachen

Im Feuerstrahle erglüht die Luft
Zum Schmelztiegel wird die Felsenkluft
Und lässt die Waffe kurzerhand
Zerfliessen in den Urzustand

Bischof Konrad - gar nicht heilig
Hat es unerwartet eilig
Zu schwinden von dem gräulich Orte
Der da so gleicht der Höllenpforte

Der Herr zu Waleis bringt auf den Mut
Doch jäh versengt auch sein Schwert die Glut
Dundearn McRaydd blickt höchst verwirrt
Weil er im Kampf sonst nie verliert

Auch die List Ansgars von Wulfheim
Erstickt der Drache stracks im Keim
Er peitscht mit seines Schwanzes Enden
Die Armbrust aus des Ritters Händen

Das Urvieh bäumt sich auf im Zorne
Und rammt sein Haupt mit samt dem Horne
Gegen den Vorsprung aus Gestein
Der Berthild trägt in Seelenpein

Es packt Herrn Karlmann blanke Wut
In seinen Adern wallt das Blut
Doch im Kampf gegen das Monster gar
Nichts scheint am Panzer angreifbar

Wohin er stößt auch seine Lanze
Weicht ihm der Drache aus im Tanze
Bis jäh über ein Gerippe
Karlmann strauchelt auf der Klippe


Die Dame Berthild schreit entsetzt
Der gute Ritter scheint verletzt
Und in dem Lindwurm wächst Begehren
Ein Opfer alsbald zu verzehren


Durch jungfräulich Rufe abgelenkt
Er Augenmerk der Holden schenkt
Geschwind nimmt das Gefolg sich dann
dem unglücksel`gen Karlmann an

Derweil tritt aus dem Insterwald
Die weiblich mutende Gestalt
Von edlem Stande, furchtlos und kess:
Celine O´Hara, die Landvogtess

Um ihres Landes Ehre Willen
Will sie des Drachen Blutrunst stillen
Indem sie ihm den Garaus macht
Eh er sein Feuer neu entfacht

Ungeachtet seiner Leiden
springt Karlmann an die Seit der Maid`n
Gleichsam, der Wunsch in ihren Herzen:
das Scheusal endlich auszumerzen

Böse funkelt sie der Drache an
Erst Celine und bald den Rittersmann
Mit stark vereinter Willenskraft
zieh´n sie die Klingen aus dem Schaft

In des Ritters Schwertes Schutze
Gelingt Celine der Stoß zum Trutze
Sie bohrt dem widerwärtgen Drachen
In seinen übel stinkend Rachen

Der Drachenkampf nimmt seinen Lauf
Es johlt die Menge im Jubel auf
Und sogleich klafft Wund um Wunde
In des Wurmes Höllenschlunde

Schließlich in der Felsen Enge
Schlägt das Vieh in voller Länge
Auf das blutbesudelt Feld der Schlacht
und ward vom Volk mit Hohn bedacht

Geschwind eilt ein Rittersmann einher
zu befreien Berthild von der Mär
Unversehrt ist die lieblich Maid
ohne Wund und ohne Leid


Es stehet nun in Glanz und Ruhm
Celines und Karlmanns Heldentum
Ein letzter Blick gilt noch dem Tiere
Dass von sich strecket alle Viere

So liegt es dort, zum eignen Schmache
In seines Drachenblutes Lache
Doch erst im frühen Morgenrot
Ereilt das Drachentier der Tod...

... Und die Moral von der Geschicht:
Allein ficht es sich besser nicht!

Wer sagt, so hat sich´s nicht zugetragen -
Soll einen anderen Wortlaut wagen...



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Von den Mannen und den Minnen

Am Hof ist´s seit jeher angebracht,
daß Mann der Dame den Hofe macht
doch wie sollen wir recht beginnen?...

Von den Mannen und den Minnen

Aus den Drachenbrukker Landen
gibt es wahrlich zu berichten
gar der unzähligen Geschichten,
die selbst den Weg nach Inster fanden...

Doch mögen wir heut´ Euch verlauten
nicht nur von schönsten Anekdoten,
vielmehr auch von pikanten Zoten,
wir uns`ren Ohren kaum noch trauten...


Erinnern wir uns gar besonnen:
Von dem Ritter Thies von Kuhfelden
läßt sich der Minne Tat vermelden
Er hat der Damen Herz gewonnen.
So stach er aus die andre Buhle
mit einer Bank und einem Stuhle...

So höret, Ihr Recken, uns`ren Rat:
Wollt Ihr des Fräuleins ewigen Dank
traget hinterher ihr eine Bank!


Es munkelt hinter erhoben Hand
das Volke im Staate Lohenau:
Herr Helior suche eine Frau.
Um Alina werbe er galant...
doch müsst` ihr Bundesgut wohl weichen,
wenn sie ihm ihre Hand wollt` reichen...

So lauschet, Ihr Damen, diesem Rat...
Besitzt Länder Ihr, dann seid so schlau:
sagt „nö“- wie die Maid von Lerchenau.


Entgegen nahm jüngst den Minnepreis
in der späten Morgenstunde Pracht:
Ansgar - im Gewande aus der Nacht.
Auf der Stirne stand ihm noch der Schweiss,
denn fand er des Nächtens keine Ruh
und sprach lieber Weib und Weine zu...

Ihr Ritter all, solltet´s nun wissen:
Wenn Euch der Minne Ros´ soll winken
müsst Ihr mit Weibsvolk Euch betrinken...


Ob Tag, ob Nacht - in fröhlicher Rund`
unterhält Hagen den Ritterbund.
Er dichtet, beliebt stets zu scherzen.
Durch seiner walkend Hände Streich
werden nicht nur Fergus` Waden weich,
vor allem auch der Damen Herzen...

Doch bedenket allweil, Ihr Maiden:
Sollt` Euch die schönste Haarpracht zieren
lasst nie den Schopfe Euch massieren!


Zwar schmäht Ulrich dem höfisch Tanze,
doch teilt er stets des Tellers Speise,
mit kleinstem Fräulein, welch gar leise
schwenkt unterm Tische mit dem Schwanze.
Nach gütlich Mahl lässt sie sich liegend
Drum verkünden wir heut` feierlich:
Liesels Orden für höflich Benimm
gebührt Herrchen Ulrich von Jochgrim.


Am lodernd Kamine ausgeharrt
hat Fergus nach wortkühnem Laute.
Und sass noch als der Morgen graute
bei der Maid, welch schalkhaft ihn genarrt.
So gelobte er, nicht aufzusteh`n,
bevor sie wollt` zu Bette gehen...

Euch Ritter, wär` es Euch nicht bekannt:
Für´s höfisch Ehrenwort von Sinnen -
gab es die Rose für den Minnen.


Zur See zog es einstig eine Maid,
und nach trefflich minniglich Sitte
eilte Aenodded mit fest`m Schritte,
ihr zu geben sein schützend Geleit.
Am Uferrand verlor er den Halt,
birrr...das Wasser ward noch ziemlich kalt!

Drum, Ihr Recken, lasset Euch sagen:
Wollt gar auf hoher See Ihr minnen
lernt doch am besten vorher schwimmen!


Eifrig bemüht um´s Wohl der Damen,
doch nicht ohn` Eigenlob Ersparnis
minnt Karlmann aus dem schönen Ganis.
Des Herren Huld sprengt jeden Rahmen:
Er spült die Schale, schenkt aus vom Wein,
hüllt fröstelnd die Maid im Umhang ein.

Doch, Herr Karlmann, Ihr solltet wissen:
Mit des guten Tuns wörtlich Hinweis
gewinnt niemals Ihr den Minnepreis!


Lukas wollt` rote Rosen schicken
auf den Weg zum Turm nach Falkenstein.
Kronburgs Gattin weilt dort ganz allein,
vertreibt sich stets die Zeit mit... sticken.
Doch die Gemahlin sprach: Nicht nötig,
auf all die and`ren Burgen flöt` ich!
Drum Ihr Recken:
Damit´s nicht wie Lukas Euch geschieht,
klärt vor der Hochzeit ab, wer umzieht!


erwarb Leonard der Maiden Gunst.
Durch seiner gewandten Finger Kunst
erschuf er, abgespart vom Munde:
das „Igelei“ - spießlich arg bestückt -
hat auch den Hofstaate höchst entzückt...

Drum merket auf, Ihr Recken, heute:
Obacht geben wär` wohl recht geschickt,
wenn Herr Leonard die Eier spickt!


Im Minnedienst vollends unhöflich
erwies sich Johann von Gerresheym
als er arg sich äusserte... gemein
über einen bösen Mückenstich,
den seine Maid des Nachts erlitten.
Ein übler Spruch ward ihm entglitten.

Drum entschied das Gericht der Holden:
Herrn Minnemonster zu entlohnen
mit einer Fuhr` güld`ner Zitronen.


Von Dragoslavs Handkuss regelrecht
ließ eine Maid sich einst betören
und wollt´ fortan nur ihm gehören.
Doch vorm lüstern weiblichen Geschlecht
floh Wagriens Händler mit Verlaub.
Er entschwand im Schrank, ward aus dem Staub...

Vorläuf`ges Ende der Geschichte:
Mit dem Besen ist nichts gewesen!


Jene Dame trieb glühend Sehnsucht.-
Für Dundearn wurde es gefährlich,
ihr zu entkommen war recht schwerlich.
Letzlich blieb ihm nur die Fensterflucht.
Denn nur ein kurzes Blickvergnügen
wollte dem Weibe nicht genügen...

Was lernt, Ihr Ritter, aus diesem Schwank?
Wird´s Euch mit einer Maid zu dumm,
schaut Euch nach großen Fenstern um!
(oder springt in einen Besenschrank!)


Doch die Geschicht` nahm noch kein Ende:
Besagtem Weib, voller Verlangen
ward Geimrheadh Croi bisher entgangen.
Die schmachtend Maid hat sich behende
dem Ritter an die Brust geschmissen
und liebestoll hineingebissen...

.. bevor der Herr sich konnt` verpissen...
(die hatte womöglich Tollwut...)


Leider weilte an diesem Tage
Sheriff Collin nicht im Drachenland.
Denn, vor keiner Maid je weggerannt,
wär` er geworden Herr der Lage.
Auf seine Art hätt` er es geschafft,
noch eh` die Jungfer es gerafft...

Ihr holden Damen, nehmt Euch in Acht,
wenn der Sheriff Euch den Hofe macht!


Mit einer Galeer` aus weiter Fern
unter Irbaniens Flagge Geheiß
kam Don Olivier ins Land Waleis.
Gar seltsam schien nur - den scheuen Herrn
zog´s zur Latrine nicht, wie den Knecht...
und der Bart am Kinn... ward auch nicht echt!

Drum, Ihr Maiden... horchet auf: Findet am Mannsbild ihr Gefallen
prüft was im Beinkleid des Vasallen!


Ritter Ludger von edlem Stande,
der allweil in höchsten Tönen sprach,
zog`s meist zu den Mannen ins Gemach.
Mit dem zartrosa Minnebande
liess`n huldvoll ihn die Recken grüßen
und legtem ihm ihr Schwert zu Füßen...

Drum stellet sich doch die Frag` mit Recht:
Die Aussichten auf ein Techtelmecht...
stünden für die Maiden hier wohl schlecht?!


Sir Angus gab wahrlich sich charmant
und frohlockte Mägden mit dem Blick.
Doch folgten des Lenzmondes Geschick,
eh` ein Mädchen die Absicht erkannt,
wohl nicht nur mehr harmlose Worte.
Er zupfte an der Kleiderborte!!!

Blackbush´s Wüstling wurde zahm
als Lady Deidre des Weg`s kam.


Seit dem Hoftage im Februar
säh` man zweifelsohn` Graf Eduard
mit einem Sprößling, noch winzig zart.
Die Vaterschaft schien unabstreitbar
und gut stünd` ihm das Kindelein.
Doch, wer mocht` wohl dessen Mutter sein?
Drum, seid gewarnt, Ihr lüstern Recken:
Wer zu heftig um ein Fräulein minnt
krieget unter Umstand rasch ein Kind.


Mit Vorwand bereist er Drachenfeld,
denn schickt Minne sich wohl heimlich an
jäh, für einen frommen Kirchenmann.
Doch hätt` gar ein Spitzel festgestellt:
Konrad´s holde Frau, Uta nämlich
säh` der von Hoya ziemlich ähnlich.

Möglich... Letztes sei wohl unterstellt:
Doch jeder wüsst`, es wär` vermessen
den Bischof gänzlich zu vergessen.
Weil uns nichts eminentes einfällt,
schwören wir heut` auf Siegel und Brief:
Stille Bäche sind bekanntlich tief!...

Mit diesem Schalk Euch nicht zu greulen
hofft Dichterin Heather O´Moylan...

Es grüßt auch Jasmin von Lindenhain
„Verklagen kann uns doch kein Schwein!“

Wer heut` hat unseren Flachs gehört
und an manchem Wortlaut sich gestört
der mag uns nächstens gern bestechen
und für schönere Reden blechen...

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Die Rache des Karlmann von Sint

Im sintischen Königreiche, vor gar langer Zeit
fällt der Clan des Karapadme brutal und roh
dem Metzel zum Opfer schier aus Machtgier und Neid.
Auch die schöne Gattin des Herrn Hagen vom Loe
findet den Tod durch mordend Hand und Grausamkeit.

Fortan lässt Karapadme sich Karlmann nennen
und setzt mit Hagen als Freund und Kampfgenossen
den Schurken nach, die in der Hölle soll´n brennen.
In Wut vereint schlagen sie die Meucheltrossen
bis der letzten Verfolgten Wege sich trennen.

Von Rachgelüst bleibet Karlmanns Herz besessen.
Unlängst im Sommer des fünfundsechzigsten Jahr
schwöret er, der Sippschaft Tod nicht zu vergessen.
Er trotzt mit festem Willen jedweder Gefahr
und folgt der Fährte Urs, des Mörders, vermessen.

Doch es geschieht, dass die vage Spur ihn führet,
an den Burghofe des Raugrafen Willibold.
Empfangen wird er, wie`s Reisenden gebühret.
Dem Rittersmann scheinet des Schicksals Fügung hold,
als er rasch den Feind Urs von Bleechtal aufspüret,

Beim Schankwirt prahlt Urs in trunkgesellig` Runde
von gar schändlichster Tat und wagrisch` Gefecht
rühmet sich als Held - nimmt all zu voll den Munde,
Den Dolch umschließt die Hand, die sintisch Blute rächt.
In Karlmann´s Geiste schlägt Urs die letzte Stunde.

Ruhig und beherrscht zeiget sich der Herr aus Sint,
prostet gut noch zu - dem Mörder und Verräter,
der Karlmann´s Vater einst erschlug, Liebste nebst Kind.
Scharf und still beäugt Karlmann den Missetäter.
Urs verliert den Argwohn, von Trunkenheit bald blind.

Eines Tages zollet der Graf Gerichtsbarkeit:
Aus dem Gefolg` des Bleechtal tritt hervor die Magd,
beschuldigt ihren Herrn, zeigt blutbefleckt ihr Kleid.
Doch niemand schenkt dem Glauben, was die Maiden sagt.
Urs schwört unter Eid: „Keinem Weib tat ich je Leid!“

Bei seiner Ritterehr` und getreuen Schwurhand
fordert von Bleechtal: „Die Magd soll an den Pranger,
um hernach sie zu jagen mit Schimpfe und Schand`“
seine Stimm` erbebt von Zorn und unheilschwanger
„aus diesen Gefilden, wenn nicht gar aus dem Land!“


Nach diesen Worten fängt die Magd an zu flehen.
Sie fällt auf die Knie vor den Männern des Grafen
und erbittet für ihre Ehr` einzustehen.
Nur einer möge den Meineidigen strafen
für die Lüge und sein sündiges Vergehen.

Zum Zweikampf fest entschlossen tritt Karlmann schließlich
vor den Raugrafen Willibold; mutig und kühn.
Der ruft gleich nach Rüstung - Urs blickt arg verdrießlich.
Für Sint ist gekommen, der Tag der Todessühn`.
Karlmann warnt von Bleechtal: „Euren Tod beschließ` ich!“

Es wird die Schwurhand heut` Euch den Dienst versagen
spricht Karlmann ungerühret, bedächtig und kalt
„...kein Weib soll sich je mehr über Euch beklagen!“
Von Bleechtal zweifelt als des Gegners Wort verhallt:
„Wegen einer Magd wollt Ihr Euch mit mir schlagen?“

„Ich erstamme aus dem Geschlecht der Padmanam.“
bringt Karlmann von Sint hervor: „Doch mit blutig Tat
brachtet Ihr über mein Haus Tod, Unmut und Gram.
Nun erntet die Früchte Eurer schändlichen Saat
denn ward Ihr es, der meinem Clan das Leben nahm...“

Die Spannung steigt am Hof und das Duell beginnt.
Es erheben sich der Schwerter scharfe Klingen
zwischen Herrn Urs von Bleechtal und dem Herrn aus Sint.
Sie sind zum Kampf bereit - Leben zu verdingen
bis das Blut des Gegners wohl in das Erdreich rinnt.

„So bringe ich den Heimgang Euch, Urs von Bleechtal!
Mein Schwert vermag zu schicken Euch heut` höllenwärts
Mit dem Ausspruch Karlmanns wird Urs` Gesicht aschfahl
„wie einst Ihr Mithramani zugefügt den Schmerz...
erwartet Euch der Tod, denn ich war ihr Gemahl!“

Die Haut von Bleechtal`s bleibt nicht länger unversehrt.
Der Vorhang des Vergessens mit den Worten reisst
schon beim ersten Streiche durch Karlmann´s mächtig Schwert.
Es erwacht Erinnerung in des Schänders Geist
an den vergangen Tag als er das Weib entehrt.

Schmähliche Worte wirft Urs Karlmann ins Gesicht
und wähnet so, den Kampfgeist des Sinters besiegbar.
Doch dieser Plan gelingt dem Meuchelmörder nicht.
Karlmann`s Verstand bleibt unberühret, stark und klar
und zeiget sich nur auf den Todeshieb erpicht.


In langem Kampf kreuzen sich der Schwerter Schneiden
und mit jedem Streich nennt Karlmann einen Namen
der Spießgesell`n, die verfolgt und durch die beiden
Ritter Hagen und Karlmann zu Tode kamen.
Das Hofvolk schickt an, sich am Gefecht zu weiden.

Letzlich beginnt Urs Erbarmen zu verlangen
und fleht den Gegner an, der den Kampf erschweret.
Doch Karlmann`s Rachezug lässt sich nicht belangen:
„Kein einziges Mal habt Gnade Ihr gewähret -
so werdet Ihr auch niemals Gnade erlangen!“

Ritter Karlmann trennt mit sicherem Schwertstreiche
den Kopf des Urs von Bleechtal vom fahrigen Rumpf.
Eben stellt der Tod die neue Schicksalsweiche:
Blut quillt aus dem Mund, Bleechtals Auge blicket stumpf.
Der Raugraf starrt entsetzt auf des Lehnsmann Leiche.

Willibold von Tegelnsee gibt sich höchst empört,
weil der Entscheid um Gnad` allein nur ihm gehört.

Als Mangeld fordert der Graf vom Rächer Karlmann
ein Jahr anstell` Bleechtals in seinem Dienste an.

So kommt es, dass für den Helden Karlmann von Sint
in Bälde das nächste Abenteuer beginnt...

... doch davon will ich Euch ein anderes Mal berichten...

Ein Hoch auf Karlmann!!



König Ritus

Gekommen bin ich heut‘, um Euch zu künden
Von reiner Liebe - oder gar Verderben?
Ich spreche von der süßesten der Sünden
Von König Ritus‘ minniglichem Werben.

Einst eine schöne Maid sein Herz berührte
War’s wie tausend Feuer, als er sie erblickt
Nun seine Liebe einzig ihr gebührte
Sie - die allen Kummer hat in ihm erstickt.

Doch war’s gleich, wieviel Rosen er ihr schenkte
Wie sehr er sich um ihre Gunst bemühte
Ja - ihre Nichtbeachtung ihn gar kränkte
Derweil sein Herz vor Sehnsucht gar verglühte.

Eines Tages hat er’s von ihr vernommen
Dass einem Ritter schon ihr Herz versprochen
Davon ging König Ritus - war benommen
Und spürte schmerzlich, wie sein Herz gebrochen.

Er wünschte sich hinfort die Herzens-Plagen
Nacht für Nacht er wälzte sich im Schlaf vor Gram
Konnt‘ er das seine Schicksal nicht ertragen
Bis ein wahrhaft böser Plan Gestalt annahm.

Diese Schönheit sein zu machen, war sein Ziel
Wollt‘ mit ihr für alle Zeit beisammen sein
Es war ihm gleich - koste es auch noch so viel
Sollt‘ nicht nur im Traume seine Liebste sein.

Als im Geiste schon sein Vorhaben begann
Wuchs seine Euphorie - wurd‘ immer wilder
An ein altes Weib im Walde sich entsann
Er ritt zu ihr - die Nachtluft wehte milder.

Der König schilderte dem Weib sein Trachten
Sie nickte, als sie ahnte sein Begehren
Ihre dunklen Augen über ihn wachten
Gab ihm etwas und sprach, um zu gewähren.

Nimm zu Mitternacht - nur bei Vollmondglanze
Diesen Krötenfuß und spreche das Ganze.
„Ich befehle: spalte den Himmel entzwei
Schicke mir die eisigsten Winde herbei

Deinen Leib ewig Kälte soll regieren
Und Dich für alle Zeit zu Eis gefrieren
Nimmermehr sollest Du daraus erwachen
Dieser Wind soll Dich fortan reglos machen.“

Lang‘ noch des Weibes Worte in ihm hallten
Bis er zurückgekehrt in sein großes Schloss
Als seien seine Sinne gar gespalten
Still sich vorbereitet auf den Unheils-Tross.

Erst der Schönheit Ritter schickte er hinfort
Für einen Auftrag weit in ferne Lande
Dann schlich er sich zu der Maiden liebsten Ort
Einem behaglich‘ Platz am Waldesrande.

Kaum dass die lieblich‘ Schöne eingetroffen
Die Hand des Königs den Krötenfuß umschließt
Geschwind‘ die Zauberworte er gesprochen
Ein Meer von Kälte in Eiskristall zerfließt.

König Ritus vermocht‘ es kaum zu glauben
Dort lag seine Liebste - gefroren zu Eis
Sie war sein - niemand konnte sie ihm rauben
Belohnt sah er seinen minniglichen Fleiß.

Doch ward‘ - als der ed’le Ritter wiederkehrt
Ihm jene schrecklich Kunde zugetragen
Seine Hoffnung zerrüttet - er gar entehrt
Konnt‘ er an seinem Kummer nicht mehr tragen.
Welch‘ schwere Tragik war ihm auserkoren
Sein schönstes Glück doch gerade erst begann
Doch nun er seine Liebste hat verloren
Sehnsuchtsvoll er immer sich an sie entsann.

Ein einz’ges Mal noch musste er sie sehen
Sie einmal noch in seinen Armen wiegen
Er machte sich auf, um zu ihr zu gehen
Verfluchte trefflich des König’s Intrigen.

Bei der Liebsten angekommen, er erschrak
Wollt‘ und konnt‘ nicht glauben, was sein Auge sah
Welch Zauber war’s, den der König in sich barg?
Er ging weiter, bis er bei ihr war - ganz nah.

Bei ihrem Anblick vor Ohnmacht er wankte
Vermocht‘ sich kaum zu halten auf den Beinen
Wo war er, als um ihr Leben sie bangte?
Verzweifelt begann er, bitter zu weinen.

Als eine Träne ihr Antlitz berührte
War’s, als wolle ihr Innerstes sich regen
Statt Eis menschlich‘ Wärme der Ritter spürte
Da erwachte seine Liebste zum Leben.

Schnell nahm er sie, zu fliehen von diesem Ort
Weit hinfort von König Ritus‘ finst’rer Macht
Erst als sie im tiefsten Walde waren - dort
Schien endlich ihre Erleichterung entfacht.

Hoch erfreut hielten sie sich fest umschlungen
Überglücklich, dass sie nun wieder vereint
Der König - da sein Vorhaben misslungen
In Tobsucht und wilder Raserei erkeimt.

Doch da er sich mit jener Macht verbunden
War er es schließlich, der nun fliehen musste
Bevor er jedoch Zeit zur Flucht gefunden
Ein Jeder seines Volkes es schon wusste.

Als Jedermann von seinem Tun erfahren
Ward‘ der König jäh von seinem Volk verbannt
Da vereint Schöne und Ritter seit Jahren
Wurden sie zum neuen Königspaar ernannt.
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